Festkonzert zum 50-jährigen Bestehen der Musikschule Grassau

„Ich liebe diese Musikschule!“

Festkonzert der Musikschule Grassau zum 50-jährigen Bestehen

Als der erste Musikschulleiter – und einziger Lehrer – Hans-Josef Crump im September 1975 zum ersten Mal die Tür zum ehemaligen Grassauer Kindergarten aufschloss, in dem die neugegründete Musikschule ihre Arbeit aufnehmen sollte, ahnte er gewiss nicht, was für eine prächtige Ausbildungsstätte hieraus erwachsen würde!
Aus bescheidenen Anfängen entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten die größte Musikschule im Landkreis. 1150 Schülerinnen und Schüler besuchen sie in diesem Schuljahr. Das Unterrichtsangebot für alle Instrumente ist groß. Und erfolgreich: Das beweisen die häufigen Preise bei „Jugend musiziert“ und bei Volksmusikwettbewerben, das beweisen aber auch die vielen Jugendlichen, die dank des eigenen Musizierens persönliche Lebensfreude und Selbständigkeit gewinnen.

Ein Konzert voller Höhepunkte und Emotionen

Ein großes Festkonzert am letzten Oktobersonntag führte Hunderten von Gästen im Hefter-Kultursaal vor Augen (und Ohren), welche Qualität die Musikschule Grassau bietet. Die beiden Musikschulleiter Wolfgang Diem und Otto Dufter führten gemeinsam durch den Abend, indem sie launig aus der Geschichte der Musikschule berichteten. Bürgermeister Stefan Kattari betonte, wie wichtig ihm und dem Marktgemeinderat die Arbeit der kommunalen Musikschule in Sinne der Jugendförderung sei. Auch der Vorstandsvorsitzende der Wolfgang-Sawallisch-Stiftung, Andreas Hérm Baumgartner, ergriff das Wort, die enge Verbindung zwischen der Stiftung, der Marktgemeinde Grassau und ihrer Musikschule betonend.

Ensemble-Arbeit als besonderes Markenzeichen

Was die Grassauer Schule besonders auszeichnet, ist die starke, die Gemeinschaft fördernde Ensemble-Arbeit. Jüngstes Beispiel beim Festkonzert zum Musikschul-Geburtstag: Ein 15-köpfiges Gitarrenensemble bewies, dass viele junge Schülerinnen und Schüler schon harmonisch mehrstimmig zusammenspielen und das Publikum beeindrucken können, und das mit einem Stück aus dem 17. Jahrhundert sowie mit einer modernen Komposition: So gewinnen auch zarte Instrumente große Kraft.

 

Vielseitige Beiträge von Jung und Alt

Es reihten sich staunenswerte Stücke aneinander in diesem vielseitigen Konzert. Eröffnet hat es das junge Bläserquartett „Easy Brass“: Maxi Schneider und Maxi Ludwig an der Trompete sowie Naomi Prasser am Horn und Luis Kreitmair an der Posaune, das mit einer Sonate von Daniel Speer das Publikum mit dem 17. Jahrhundert vertraut machte.
Luise Noichl und Lotta Würth spielten vierhändig am Flügel Franz Schuberts „Kindermarsch“. Antonia Fußeder leistete ihrem Vater Stefan am Akkordeon selbstbewusst Gesellschaft („Sommer 09“ von Franz Zeller). Das Flöten-Duo Sophia Mayer und Aglae von Radowitz brillierte mit Mendelssohn-Bartholdys „Herbstlied op.63, Nr.4“.

Volksmusik, Zither und Harfenklänge

Schmissig traten im Volksmusik-Block die „Fetzigen Fünf“ mit zwei Klarinetten, einem Horn, einem Tenorhorn und einer Diatonischen Harmonika auf: Lena Haumeier, Lotta Würth, Luise Noichl, Lukas Schorr, Louisa Muschalla. An der Zither spielte Max Bodenmeier Solo „Über d’Oima“, die Erkennungsmelodie von „Unter unserm Himmel“ (BR).
Ausgezeichnet trug das „Heiraffe-Harfenduo“ Katharina Thaurer und Johanna Stein den melodisch-flotten Kirchbichler Bergsteigermarsch vor. Die „Grassauer Klarinettenmusi“ mit drei Klarinetten, einer Posaune, einer Ziach und einer Harfe trat besonders flink auf (Verena Hacher, Franziska Schneider, Isabelle Weiß, Leonhard Lahner, Lukas Auer, Luisa Muschalla).

Streichorchester und internationale Klangwelten

Der zweite Teil des Abends begann mit der Überraschung, dass das knapp vierzigköpfige „Streichorchester Achental“ mit jungen Musikschülerinnen und -schülern – verstärkt von wenigen Lehrkräften – nicht nur die „Kleine Nachtmusik“ von Mozart aufführte, sondern auch ein Stück von Michael Jackson im Arrangement von David Garrett (Orchestersatz: C. Böck).
Am Dirigentenpult eine weitere Überraschung: der Vorstandsvorsitzende der Sawallisch-Stiftung Andreas Hérm Baumgartner, der die jungen Menschen ausgezeichnet führte.

Von Blechdachsen bis Jubelklänge

Die Kraft des Ensemblespiels trat auch bei den vier „Blechdachsen“ zu Tage: an der Trompete Antonia Fußeder und Johann Schmuck jun. sowie Anian Fakler und Kilian Kroiss. Sie spielten energisch Enrique Crespos „The Battle of Jericho“.
In eine andere Klangwelt führte Polina Vasileva am Flügel mit einem elegant vorgetragenen Satz aus Tschaikowskys „Vier Jahreszeiten“.
Ins 17. Jahrhundert zurück führte das Horn-Trio mit einer Sonate von Corelli: Naomi Prasser, Ferdinand Spitzer und Janek Gerl waren drei selbstbewusste einzelne Stimmen in gutem Zusammenklang.
Eine echte Konkurrenz für die starken Grassauer Blechbläser, so merkte Musikschulleiter Wolfgang Diem augenzwinkernd an, stelle das achtköpfige Holzbläser-Ensemble „Jubelklänge“ dar; souverän und geschmeidig boten mit ihren Klarinetten die Musiklehrer/innen Stefanie Staroveski, Marlene Noichl, Stefanie Menter, Julia Gassner, Bernadette Osterhammer, Sabrina James, Irene Biebl-Daiber, Stefanie Kink und Albert Osterhammer die vier Sätze von Karl Edelmanns „Suite für Rosi“ dar.

Ein krönender Abschluss voller Emotionen

Das nächste Stück ließ das Publikum besonders staunen: Die Jugendlichen des Ensembles „10er Brass“ spielten unter der Leitung von Johann Schmuck Chris Hazells Stück „Kraken“ so hervorragend, dass sie sich in 2026 am Europäischen Musikfestival in Belgien beteiligen möchten.
Was dem bis dahin schon eindrucksvollen Konzert die Krone aufsetzte, war der Schluss: Eine Band aus Ehemaligen der Musikschule Grassau, denen die Musik inzwischen zum Beruf geworden war, bot Fabelhaftes. Die „Töchter und Söhne von Grassau“ brachten eine Auftragskomposition von Hans Kröll auf die Bühne und rissen den Saal mit: bestes vergnügtes, schwungvolles Miteinander. Alle Musiker legten sich ins Zeug und ließen die Instrumente jubeln, darunter Stefan Dettl von LaBrassBanda, ein ehemaliger Schüler von Crump und Diem.

Ein emotionaler Ausklang – mit Zukunftswunsch

Der Bürgermeister richtete noch einmal das Wort an die Anwesenden, hob die Bedeutung der Musikschule Grassau mit ihren Zweigstellen Bernau, Staudach-Egerndach, Marquartstein, Schleching, Unterwössen und Reit im Winkl erneut hervor und verlieh seiner Freude mit dem Satz Ausdruck „Ich liebe diese Musikschule“ – mehr noch: Er testete sein sängerisches Talent mit dem Udo Jürgens-Lied „Danke für die Blumen“, hier mit den Worten: „Danke für die Musi, danke für den Applaus“. Die Musiker-Profis begleiteten ihn temperamentvoll, und das Publikum ließ sich, lange begeistert klatschend, von ihrer guten Stimmung beschwingt anstecken.
Der Wunsch, der Musikschule Grassau nach diesem 50. Geburtstag auch zum 100. Geburtstag zu verhelfen, hat hoffentlich die Spendenkörberl am Saalausgang füllen helfen. 

Uta Grabmüller