Wenn sechs Hände tanzen – Klavierkunst im Dreierpack
Klavierduo-Matinee der Musikschule setzt auf das Miteinander
Volles Haus trotz Kaiserwetter
Unterwössen – Die Klavierduo‑Matinee, einer der Höhepunkte im Terminkalender der Musikschule, fand dieses Jahr in der Achentalhalle überraschend viele Besucher. Sie gaben dem Konzert den Vorzug vor dem Kaiserwetter draußen vor den Hallenfenstern. Sie alle erlebten ein abwechslungsreiches, wie auch durchdachtes Konzert. Die jungen Musikerinnen und Musiker zeigten Spielfreude, Konzentration und musikalisches Feingefühl. Neben dem Klavierspiel stand das, was das gemeinsame Musizieren im Kern ausmacht: Zuhören, Reagieren, Verantwortung übernehmen und sich aufeinander verlassen.
Erste Konzerthälfte: Spielfreude im Fokus
Die jüngste Teilnehmerin, Neva Binder, eröffnete die Matinee gemeinsam mit ihrer Mutter am Klavier. Mit sicherer Hand und gut abgestimmter Dynamik brachte sie Diabellis Melodisches Übungsstück zu Gehör. Gleich danach Luise Noichl und Lotta Würth am Flügel. Das Klavierspiel ist das neue Abenteuer der beiden besten Freundinnen, nach dem sie als Lieselotten Musi früher mit der Blockflöte ihre Fans gewannen. Während die Füße fröhlich vom Klavierhocker baumelten, überzeugten sie musikalisch mit erstaunlicher Sicherheit. Schuberts „Kindermarsch“ erklang lebendig und rhythmisch präzise, mit schön ausgearbeiteten Linien und kräftigen Akkorden.
Auch bei den weiteren Beiträgen der ersten Konzerthälfte zählte vorrangig nicht das technische Niveau, sondern der musikalische Ausdruck. Anna Unterreiner spielte mit Lehrerin Elisabeth Nagl das Thema aus Chopins erstem Klavierkonzert mit ruhigem Anschlag und viel Gespür für Melodik. Laura Weidinger brachte mit Faurés „Berceuse“ eine sanfte Stimmung in den Raum, fein unterstützt von ihrer Lehrerin Dominika Schmidt. Benjamin Münch und Valentin Gustapfel beendeten den ersten Konzertteil mit Joplins Ragtime. „In die Musikrichtung mussten sich die beiden erst einmal hineinfinden“, beschrieb Lehrerin Beatrice von Kutzschenbach die Herausforderung. Sie trafen den Charakter der Musik punktgenau und ließen den rhythmischen Puls durchgehend spürbar werden.
Zweite Hälfte: Tänze, Jazz und Fernost
Aus der Pause rief mit Dave Brubecks Jazzstandard „Take 5“ ein neues Format: Luise Stopfer am Klavier, Elina Ruye an der Klarinette und Elwood Deka am Schlagzeug. Die ungewöhnliche Besetzung funktioniert bestens – auch beim anschließenden „Brazil“ von Daniel Hellbach, das sie mit sichtbarer Freude und sicherem Rhythmusgefühl präsentierten.
Ein Schwerpunkt der zweiten Konzerthälfte lag auf den Spanischen Tänzen von Moritz Moszkowski – Pflichtstücke für die freiwillige Leistungsprüfung D2. Drei Schülerduos präsentierten jeweils ein Werk daraus. Magdalena Brunnhuber und Cäcilia Hörterer spielten den ersten Tanz mit klarer Struktur und gutem Zusammenspiel. Sara Düren und Alicia Pfaffinger brachten Tanz Nr. 2 mit spürbarer Energie und komplett auswendig auf die Bühne. Elina Ruye und Lara Plenk arbeiteten den vierten Tanz musikalisch differenziert und klanglich fein heraus.
Das Duo aus Sophie Schmid und Lehrerin Dominika Schmidt meisterte Bizets „La Toupie“ mit Leichtigkeit und Tempo. Virtuos und klangfarbenreich folgte Ravels „Laideronnette“, gespielt von Amina Hodzic und Lehrerin Elisabeth Nagl. Das Stück entfaltete mit seinen pentatonischen Motiven und Glissandi – schnellen Tonleiterrutschen – eine fernöstliche Atmosphäre, die das Publikum in eine andere Welt entführte.
Sechs Hände, großer Klang
Einen besonderen Moment schufen Dongyeon Shin und Lehrerin Marlene Noichl mit der Klarinette. Sie interpretierten Feblands Marsch für Klarinette und Klavier mit viel Schwung und technischer Präzision. Marinus Müller und Rebecca Schorr brachten lateinamerikanisches Flair auf die Bühne; ihr Zusammenspiel überzeugte durch rhythmische Sicherheit und jazzigen Witz. Und dann wurde es kompliziert: sechs Hände an einem Flügel. Amina Hodzic, Luise Stopfer und Elisabeth Nagl begeisterten im Walzer von Sergej Rachmaninoff das Publikum. Den Abschluss gestaltete Polina Vasileva gemeinsam mit ihrer Lehrerin Lei Meng; sie interpretierten Moszkowskis zweiten Spanischen Tanz mit schönem Klang und sicherem Ausdruck.
Verdienter Applaus und Dank
Das Publikum genoss den Vormittag sichtlich und spendete allzeit kräftigen Applaus, besondere Leistungen belohnte es besonders. Fachbereichsleiterin Klavier Dominika Schmidt hatte mit einer Begrüßung das Konzert eröffnet. Jetzt, am Ende, dankte sie herzlich den Mitwirkenden für ihr Engagement und die gezeigten Leistungen. Sie würdigte den Anteil der Eltern, die ihre Kinder fördern, und erwähnte die engagierten Lehrkräfte hinter dem gelungenen Konzert. Als Sponsor hatte Innova Vital das Konzert ermöglicht.